Comedy

Ein Saugroboter beim Haarschnitt

In Zeiten von Corona eine haarige Angelegenheit.

Teil 2 – Haareschneiden

Mein Name ist Rund, James Rund, so nennt man mich seit ich im Wiesenweg bei Familie Müller für Staub und Ordnung sorge. Kein Krümel ist vor mir sicher. Ich kenne jeden Quadratzentimeter und umkurve gekonnt alle Hindernisse, die sich mir in den Weg stellen. Doch jetzt gibt es einen unsichtbaren Gegner, der seit geraumer Zeit sein Unwesen treibt und mich in den WAHNSINN.

Familie Müller ist jetzt seit Monaten durchgehend ZUHAUSE im Home Office. Und wie die mittlerweile aussehen. Der Herbert und sein Sohnemann Anton können kaum noch aus den Augen schauen und bei Anton fällt auf, dass er zusätzlich arge Probleme mit dem Hören hat. Die hatte er zwar vorher auch schon, aber egal. Tja, was also tun, wenn die Frisöre ausfallen oder völlig überlastet sind? Für Anja ist das kein Problem. Nachdem sie sich einige Tutorials über das Haareschneiden angeschaut hat, war der Herbert dran. Ich rolle ja normalerweise durch Küche und Wohnzimmer und sauge Staub und Krümel, wahlweise auch von Keksen oder Chips. Das Schlimmste, was mir bis heute vor die Düse gekommen ist, waren diese blöden Nadeln vom Weihnachtsbaum. Ein unsägliches Monstrum, das die Müllers über Wochen auf meinen Lieblingsplatz gestellt haben. Aber ich schweife ab.

Zurück zum Haareschneiden. Anja fing also an und Herbert hielt brav still. Und schon hatte ich seine Haare vor der Düse. Auch eine Erfahrung, auf die man als Saugroboter getrost verzichten kann. Nach getaner Arbeit waren wir beide sehr froh und Herbert stellte sich vor den Spiegel. Anja sollte dann ganz schnell den Rasierer holen. Und Anton war plötzlich einfach weg. Tut dem Jungen ja auch ganz gut, nach so langer Zeit endlich mal wieder raus an die frische Luft zu gehen. Herbert ist jetzt kahl und fast hätte er nach mir getreten. Dank sieht echt anders aus, schließlich trage ich jetzt seine Haare. Schön finde ich das nicht.

Wenn ich nicht endlich diesen elenden Virus unter meinen Sauger kriege, dann rolle ich hier raus.

© Petra Priggemeyer